„Mein FSJ“ – Resümees aus dem Freiwilligen Sozialen Jahr 2019/2020 – Teil 2

Heute könnt ihr den zweiten Teil der Erfahrungsberichte unserer Teilnehmer*innen im Freiwilligen Sozialen Jahr lesen:

FSJ-Fazit von Vivian S. 

Vom 19.08.2019 bis zum 15.06.2020 führte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Dr.-Lothar-Kreyssig-Schule für geistige Entwicklung durch.

In diesem Zeitraum durfte ich den Alltag an dieser Förderschule kennenlernen und ein vielfältiges Spektrum an Aufgaben erledigen. Hauptsächlich unterstützte ich eine Oberstufenklasse mit 6 Schülern im Alter von 14 bis 16 Jahren. Die Arbeit in dieser Klasse hat mir große Freude bereitet. Sowohl die Klassenlehrerin, als auch die pädagogische Fachkraft integrierten mich sofort in die Klassengemeinschaft, weshalb ich seit dem ersten Tag ein vollständiges Mitglied des Teams sein durfte.

Zu meinen Hauptaufgaben gehörten die Begleitung der Schüler im Schulalltag und die individuelle Hilfe im Unterricht. Da kein Tag einem anderen gleicht, konnte ich viele Erfahrungen im erzieherischen und pädagogischen Bereich sammeln. Der Umgang mit den geistig behinderten Schülern war anfänglich eine ziemliche Herausforderung. Jedoch wurde es schnell zur Normalität für mich, bis zu dem Punkt, an dem man die Behinderungen fast komplett ausgeblendet hat. Trotzdem durfte ich jeden Tag lernen mit neuen Situationen umzugehen und musste vor allem ein geeignetes Nähe-Distanz-Verhalten zu den Schülern entwickeln.

Zeitweise wurde mir die Begleitung eines schwerst-mehrfach-behinderten Kindes über den Tag übertragen, dessen Betreuung mich an meine Grenzen gebracht hat. Die pflegerischen Maßnahmen, die ich an diesem Kind durchgeführt habe, holten mich im positiven Sinne aus meiner Komfortzone. Deshalb möchte ich auch diese Erfahrung keinesfalls missen.

In einer Förderschule für geistige Entwicklung weht ein anderer Wind. Einen Einblick in diese Welt zu bekommen war eine große Bereicherung für meinen späteren Lebensweg. Es hat mir geholfen, mein Studienziel zu festigen und den Wunsch vergrößert, später in einer pädagogischen Einrichtung zu arbeiten. Der Alltag mit meinen Schülern hat mir gezeigt, dass Dinge nicht immer nach Plan laufen müssen und es meist anders kommt als man denkt. Mehr als alles andere lehrte mich mein FSJ Geduld und Gelassenheit mit mir und meinen Mitmenschen. Auch Toleranz, Individualität und Annahme sind Werte, die für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen haben.

Jede noch so kleine Erinnerung an mein FSJ lässt mich dankbar werden über mein Leben und meine Gesundheit. Ich habe gelernt, dass bereits kleine Freuden das Leben lebenswert machen und man jeden Moment genießen sollte. Jedes einzelne Kind an dieser Schule hat mir gezeigt, dass es nicht auf Geld oder materielle Dinge ankommt, sondern vielmehr auf Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit und Liebe.

Ich würde jederzeit wieder ein FSJ durchführen und kann es jedem nur ans Herz legen. Die Erinnerungen und Erfahrungen, die ich mir mitnehme aus dieser Zeit, sind unbezahlbar und bleiben für die Ewigkeit.

 

…weitere Erfahrungsberichte werdet ihr in den folgenden Wochen zu lesen bekommen.

Wer Interesse hat, sich in einer sozialen Einrichtung zu engagieren, sich ausprobieren möchte oder Lust auf neue Erfahrungen hat, der kann sich jederzeit bei uns melden.

Das Team vom Bereich „Mensch für Mensch“